Das Zukunftsbild 2035 soll auch die Basis für die notwendige Überarbeitung des ÖEKs und des Flächenwidmungsplans bilden. Die Zukunftsthemen mit raumordnungsrelevantem Fokus werden - ergänzend zum Agenda.Zukunft-Basisprozess - durch eine/n RURASMUS-Student*in bearbeitet, sodass beide Prozesse fließend ineinander übergehen und die Zukunftsarbeit mit den Bürger*innen auch langfristig raumwirksam wird.
https://www.rurasmus.at/calls/michaelnbach/
Begleitet wird die Gemeinde Michaelnbach auf ihrem Zukunftsweg von nonconform, einem spezialisierten Kreativunternehmen für partizipative Raumgestaltung.
Im Rahmen des Austauschprogramms RURASMUS dürfen wir von April bis September 2025 erstmals eine Studentin bei uns in der Gemeinde begrüßen. Das Programm bietet Studierenden die Möglichkeit, praktische Erfahrungen im ländlichen Raum zu sammeln und einen Einblick in die Strukturen und Herausforderungen ländlicher Entwicklung zu gewinnen.
Charlotte vom Kolke absolviert ein Studium der Ländlichen Entwicklung und Raumplanung und wird während ihres Aufenthalts verschiedene regionale Projekte kennenlernen und mitgestalten.
Im folgenden Steckbrief und Interview stellt sie sich persönlich vor – wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und wünschen ihr eine lehrreiche und bereichernde Zeit in Michaelnbach.
1. Stell dich bitte kurz vor – wer bist du, woher kommst du und was studierst du?
📌 Steckbrief
- Name: Charlotte oder Lotti
- Alter: 28
- Studienrichtung: Raumplanung an der TU Dortmund
- Heimatort: Geboren in Zwiesel, aufgewachsen in Bocholt
- Dauer des Aufenthalts: 6 Monate
- Lieblingsort in der Gemeinde: Die Bank am Sonnenhang über dem Friedhof
- Lieblingsbeschäftigung hier: Michaelnbach und Umgebung erkunden, egal ob zu Fuß, auf Rollschuhen, mit dem Rad oder Auto

2. Was hat dich dazu bewegt, beim RURASMUS-Programm mitzumachen?
Für meine Masterarbeit habe ich nach einem Thema mit viel Praxisbezug gesucht und wollte gleichzeitig meine Ausbildung komplettieren – der ländliche Raum kam für mich darin nämlich bislang zu kurz. Gleichzeitig habe ich in meinem ERASMUS-Semester in Frankreich ein sehr spannendes partizipatives Projekt für die Innenentwicklung in einem Dorf in der Provence kennengelernt und als ich noch in der gleichen Woche den Aufruf für Michaelnbach gesehen habe, wusste ich direkt, dass das genau die richtige Herausforderung für das Ende meines Studiums sein könnte.
3. Warum hast du dich für genau unsere Gemeinde entschieden?
Schon der Aufruf für das Projekt in Michaelnbach klang sehr spannend, da hier seit fast zwei Jahrzehnten Bürgerbeteiligung und aktive Dorfentwicklung betrieben werden. Nachdem ich während meines Studiums viele Jahre im Ruhrgebiet gelebt habe und im vergangenen Jahr ein Auslandssemester in Marseille gemacht habe, hatte ich Lust auf einen starken räumlichen Kontrast. Bei den Kennenlerngesprächen mit Bürgermeister Martin Dammayr und Obfrau Magdalena Stockinger habe ich direkt gemerkt, wie viel Herz, Offenheit und Ideenreichtum in Michaelnbach steckt. Als ich dann Ende Dezember das erste Mal zu Besuch war, war es endgültig um mich geschehen.
4. Was sind deine Aufgaben während deines Aufenthalts?
Meine Aufgabe ist es eine Strategie für die Flächenentwicklung für Michaelnbach zu erarbeiten und zwar mit den Ideen und Wünschen der Menschen hier und in Kooperation mit dem Ortsplaner und der Gemeindevertretung. Über den Prozess und die Ergebnisse schreibe ich dann meine Masterarbeit. Die letzten Monate wurde das Zukunftsbild bereits partizipativ erarbeitet und es gibt auch immer wieder punktuelle Veränderungen im Ort. Aktuell ist für mich die große Frage, wie man diese in ein harmonisches Gesamtkonzept übersetzen kann, sodass es eine konkrete langfristige Entwicklungsstrategie für Michaelnbach gibt, die die Lebensqualität aufrechterhält und fördert.
5. Wie waren deine ersten Eindrücke – von der Gemeinde, den Leuten, dem Alltag hier?
Ich wurde unglaublich herzlich begrüßt! Viele freundliche Menschen durfte ich hier schon kennenlernen oder ihr habt euch gewundert, warum man da jetzt a Saupreißin im Geschäft oder im Wirtshaus trifft. Während ich in meinen ersten zwei Wochen in Michaelnbach schon bei zahlreichen Versammlungen und Treffen mit Akteuren der Politik und Planung aus der ganzen Region dabei sein durfte, so mag ich besonders, dass man sich grüßt, wenn man sich auf dem Dorfplatz über den Weg läuft und, dass man mit allen per Du ist. Es sind solche alltäglichen Kleinigkeiten, die mir das Gefühl geben, dazuzugehören.
6. Gibt es schon etwas, was dich inspiriert oder motiviert, oder zum Umdenken gebracht hat seit du in unserer Gemeinde bist?
Ich glaube, dass die Menschen hier eine andere Verbindung zu ihrem Wohnort haben, als Einwohner größerer Städte. Diese tiefe Verwurzelung merkt man an der Wertschätzung, die man der Umgebung, Natur und Gemeinschaft, in der man wohnt, entgegenbringt, aber auch daran, dass allen wichtig ist, dass man in 20 oder 50 Jahren und darüber hinaus gut in Michaelnbach leben kann. Ich weiß, dass es auch manchmal herausfordernd sein kann, wenn man miteinander Vorgeschichte hat und genau da bringe ich eine Unvoreingenommenheit aber auch eine Wertschätzung für den Ort mit, aus der ein tolles Projekt entstehen wird. Und bereits nach zwei Wochen hat sich mein Verdacht bestätigt, dass ich mir gut vorstellen kann, in Zukunft auf dem Land zu wohnen.
7. Zum Schluss: Was würdest du anderen Studierenden sagen, die überlegen, ein RURASMUS-Praktikum zu machen?
Ich kann ein RURASMUS-Semester wirklich jedem und jeder empfehlen. Wann wird man noch mal in seinem Leben die Chance haben im „Untersuchungsraum“ zu wohnen? Gerade in den Bereichen der Raumplanung und Architektur bekommt man so ein ganz anderes Gefühl für die räumlichen Beziehungen, für die lokalen Herausforderungen und die Wünsche der Bevölkerung. Gleichzeitig glaube ich, dass viele entweder einen romantisierten oder arroganten Blick auf ländliche Kommunen haben, sodass ein „Aufs-Land-Semester“ hilft, dieses Schwarz-Weiß-Denken gegen das Wahrnehmen der vielen Farbtöne dazwischen abzulegen. Natürlich gehört auch eine gehörige Portion Mut dazu, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen, aber ich könnte mir keine spannendere Art und Weise vorstellen, ein Projekt für eine Abschlussarbeit auf die Beine zu stellen.
